Brüderstraße 10
Hier wohnte das Ehepaar Israel (Julius) und Bertha Meyerstein geb. Gutmann
Israel Meyerstein wurde am 27. Februar 1869 in Gröbzig geboren. Anders als in anderen anhaltischen Orten war der Anteil jüdischer Bevölkerung im 17. und
18. Jh. in Gröbzig sehr hoch, weshalb es im Volksmund auch „Judengröbzig“ genannt wurde. Zu dieser Zeit war es Juden häufig verboten, in größeren
Städten zu wohnen, nicht aber dort Handel zu treiben. Aufgrund der Grenzlage zu Sachsen und Brandenburg bot sich Gröbzig daher als geeignete Niederlassung für Kaufleute an. Als Mitte des 19. Jahrhunderts den Juden im Deutschen Reich alle Bürgerrechte zuerkannt wurden und damit auch
die Wohnbeschränkungen wegfielen, begann in Gröbzig die Abwanderung der Juden in größere Städte.
Auch der Fleischermeister Israel (Julius) Meyerstein zog nach Halle, wo die Anzahl jüdischer Einwohner stetig wuchs. Seine Ehefrau Bertha, geboren am 27. Februar 1867, stammte aus Thüringen. Das Ehepaar bekam sieben Kinder: Hedwig (*1897), Gustav (*1899), Walther (*1900), Doris (*1902), Kurt (*1905), Käthe und Margarethe. In der Sternstraße 7, später in der Brüderstraße 10, richtete Israel Meyerstein eine koschere Fleischerei ein. Es folgte ein koscheres Speisehaus in der 1. Etage des Hauses Sternstraße 14. In der Nähe der Synagoge gelegen, bot es der Gemeinde die Ausrichtung von Festessen an den Hohen Feiertagen an. Für arme Mitglieder gab es hier von der Gemeinde finanzierte Freitische.
Voraussetzung für koschere Fleischwaren ist das Schlachten der Tiere durch Schächten. Als diese Methode von den Nationalsozialisten 1933 per Gesetz verboten wurde, folgte für Israel Meyerstein der wirtschaftliche Ruin. Er musste das Geschäft aufgeben. Als das Ehepaar Meyerstein wegen der "Rassengesetze“ nicht länger mit „Ariern“ unter einem Dach wohnen durfte, zogen sie zwangsweise zuerst in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Hindenburgstraße 34 (heute Magdeburger Straße 7) und ab Juni 1942 in das angebliche „Altersheim“ auf dem Grundstück des Jüdischen Friedhofs Dessauer Straße (ehemals Boelckestraße). In Wahrheit pferchte man hier jüdische Hallenser auf engstem Raum bis zu ihrer Deportation zusammen.
Am 19. September 1942 wurden Israel und Bertha Meyerstein gemeinsam mit Israels älterer Schwester Rosalie und 70 weiteren jüdischen Hallensern ins „Ghetto” Theresienstadt deportiert. Nach nur wenigen Wochen starb die 74-jährige Bertha Meyerstein am 30. Oktober 1942. Rosalie starb Anfang 1943. (→Großer Berlin 8). Israel Meyerstein überlebte Frau und Schwester noch für kurze Zeit. Er starb am 8. Januar 1944 im Alter von 75 Jahren in Theresienstadt.
Rosalie Meyerstein war die letzte Jüdin, die Gröbzig am 13. September 1940 verlassen musste. Der Bürgermeister meldete dem Landrat: „Gröbzig ist jetzt judenfrei.“ Die Kinder Gustav, Walther und Doris Meyerstein wanderten in die USA aus. Gustav ging später nach Israel, wo er 1979 starb. Kurt emigrierte nach Schweden, wo er 1996 starb. Über das Schicksal der Töchter Hedwig, Käthe und Margarethe ist bislang nichts bekannt.
Auch der Fleischermeister Israel (Julius) Meyerstein zog nach Halle, wo die Anzahl jüdischer Einwohner stetig wuchs. Seine Ehefrau Bertha, geboren am 27. Februar 1867, stammte aus Thüringen. Das Ehepaar bekam sieben Kinder: Hedwig (*1897), Gustav (*1899), Walther (*1900), Doris (*1902), Kurt (*1905), Käthe und Margarethe. In der Sternstraße 7, später in der Brüderstraße 10, richtete Israel Meyerstein eine koschere Fleischerei ein. Es folgte ein koscheres Speisehaus in der 1. Etage des Hauses Sternstraße 14. In der Nähe der Synagoge gelegen, bot es der Gemeinde die Ausrichtung von Festessen an den Hohen Feiertagen an. Für arme Mitglieder gab es hier von der Gemeinde finanzierte Freitische.
Voraussetzung für koschere Fleischwaren ist das Schlachten der Tiere durch Schächten. Als diese Methode von den Nationalsozialisten 1933 per Gesetz verboten wurde, folgte für Israel Meyerstein der wirtschaftliche Ruin. Er musste das Geschäft aufgeben. Als das Ehepaar Meyerstein wegen der "Rassengesetze“ nicht länger mit „Ariern“ unter einem Dach wohnen durfte, zogen sie zwangsweise zuerst in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Hindenburgstraße 34 (heute Magdeburger Straße 7) und ab Juni 1942 in das angebliche „Altersheim“ auf dem Grundstück des Jüdischen Friedhofs Dessauer Straße (ehemals Boelckestraße). In Wahrheit pferchte man hier jüdische Hallenser auf engstem Raum bis zu ihrer Deportation zusammen.
Am 19. September 1942 wurden Israel und Bertha Meyerstein gemeinsam mit Israels älterer Schwester Rosalie und 70 weiteren jüdischen Hallensern ins „Ghetto” Theresienstadt deportiert. Nach nur wenigen Wochen starb die 74-jährige Bertha Meyerstein am 30. Oktober 1942. Rosalie starb Anfang 1943. (→Großer Berlin 8). Israel Meyerstein überlebte Frau und Schwester noch für kurze Zeit. Er starb am 8. Januar 1944 im Alter von 75 Jahren in Theresienstadt.
Rosalie Meyerstein war die letzte Jüdin, die Gröbzig am 13. September 1940 verlassen musste. Der Bürgermeister meldete dem Landrat: „Gröbzig ist jetzt judenfrei.“ Die Kinder Gustav, Walther und Doris Meyerstein wanderten in die USA aus. Gustav ging später nach Israel, wo er 1979 starb. Kurt emigrierte nach Schweden, wo er 1996 starb. Über das Schicksal der Töchter Hedwig, Käthe und Margarethe ist bislang nichts bekannt.
Weitere Informationen
Das Leben in der Boelckestraße 24 – Auf den Spuren von Isidor und Frieda Hirsch
Ein Film von Inga Dauter, Doreen Hoyer und Elisabeth Schinner (2014, 13 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2014
Ein Film von Inga Dauter, Doreen Hoyer und Elisabeth Schinner (2014, 13 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2014
Quellen
Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke
Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Bertha Meyerstein
Eintrag zu Isreal Meyerstein
Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Bertha Meyerstein
Eintrag zu Isreal Meyerstein