Friedenstraße 12a


Hier wohnte Prof. Dr. Martin Dagobert Kochmann

Martin Dagobert Kochmann wurde am 7. Februar 1878 in Breslau geboren. Dem Abitur in Breslau folgte das Studium der Pharmakologie in Berlin, Breslau und Jena. Freiwillig diente er 1901/02 „mit der Waffe“ (wie er in einem Lebenslauf ausdrücklich betont) sowie als Arzt in einem Grenadierregiment. Auch ließ er sich 1901 evangelisch taufen.

1902 wurde Kochmann in Jena zum Dr. med. promoviert und arbeitete dort bis 1904 als Assistent. Nach zwei Jahren in Gent ging er als Assistent an die Universität in Greifswald. Dort habilitierte er sich 1907. Im Jahr darauf heiratete Martin Kochmann die Tochter eines Greifswalder Ratsherren namens Sophie Wilhelmine Henriette Therese Gabbe (*10.1.1882). Es folgte 1911 die erste Professur in Greifswald. 1914 kam Kochmann als Oberassistent an die Universität Halle, wurde aber kurz darauf als Stabsarzt zum Kriegsdienst einberufen. Für seinen Fronteinsatz erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse.
In Halle wurde er 1921 zum ordentlichen Professor sowie zum Direktor des Pharmakologischen Instituts der Martin-Luther-Universität ernannt, 1924 folgte die Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. 1931 zog er als Hauseigentümer in die Friedenstraße 12a.

Vor der ersten „Säuberungswelle“ 1933 gegen Professoren jüdischer Herkunft schützte ihn noch sein Status als ehemaliger Frontkämpfer, aber bereits 1935 wurde er zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Nach einer Verhaftung 1936 wegen des Verdachts der „Begünstigung staatsfeindlicher und hochverräterischer Bestrebungen“ durch die Gestapo entzog sich Martin Kochmann am 11. September 1936 im Gerichtsgefängnis Halle weiterer Verfolgung durch Flucht in den Tod. Er wurde 58 Jahre alt.

Quellen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Martin Kochmann