Hansering 17


Hier wohnten Adolf Goldberg und Erna Goldberg geb. Fackenheim

Adolf Goldberg wurde am 21. September 1898 in Marburg an der Lahn geboren. Mit 17 Jahren meldete er sich als Kriegsfreiwilliger zum Einsatz im Ersten Weltkrieg. Nach einer schweren Verwundung musste eines seiner Beine amputiert werden. Der Rechtsanwalt und Notar heiratete 1928 die Bürovorsteherin Erna Fackenheim und stieg als Sozius in die Kanzlei ihres Bruders Julius Fackenheim ein. Die gemeinsame Kanzlei befand sich in der Großen Steinstraße 12. Die Anwälte hatten eine Zulassung für das Oberlandesgericht Naumburg und die Landgerichtsbezirke Halle, Naumburg und Torgau.

Erna Goldberg geb. Fackenheim wurde am 16. Juli 1893 in Halle geboren. Am 14. November 1938, wenige Tage nach den Ausschreitungen der Reichspogromnacht, nahm sie sich das Leben. Ihr Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof, Humboldtstraße 52. Der Stein trägt die Inschrift: „Hier ruht meine Frau Erna Goldberg geb. Fackenheim […] mein tapferer, guter Kamerad.

Adolf Goldberg wurde am 7. Oktober 1940 in Halle in „Schutzhaft“ genommen und am 18. Dezember 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht, wo er in Strafkommandos arbeiten musste. Von dort brachte man den 48-Jährigen am 12. März 1942 zur „Sonderbehandlung 14f13“ in die „Heilanstalt” Bernburg, wo er noch am selben Tag im Keller in einer eigens dafür eingerichteten Gaskammer ermordet wurde. Zur Verschleierung der Morde in der „T4-Anstalt“ Bernburg legte der SS-Lagerarzt von Buchenwald beim Standesamt Weimar Sterbedokumente mit gefälschten Daten vor.
Im Keller der Bernburger Anstalt, dort wo sich die Verbrennungsöfen für die Ermordeten befanden, erinnert seit 2002 eine von Emil L. Fackenheim gestiftete Tafel an seinen Onkel Adolf Goldberg.

Am 27. August 1939 emigrierten Julius Fackenheim und dessen Frau nach England. Aus der Ehe des neun Jahre älteren Bruders von Erna Goldberg gingen drei Söhne hervor. Einer von ihnen ist der 1916 in Halle geborene Emil Fackenheim. Nach dem Studium der Philosophie und Arabistik in Halle gehörte er zu den letzten Rabbinatsstudenten der von Leo Baeck geleiteten renommierten Jüdischen Theologischen Hochschule in Berlin. Zu seinen Lehrern gehörte auch Martin Buber.

Im Zuge der Reichspogromnacht 1938 wurde Emil Fackenheim verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Im Februar 1939 wurde er entlassen und konnte emigrieren. Er wurde Rabbiner in Toronto und 1961 Professor an der dortigen Universität. Seit 1983 lebte er in Jerusalem, wo er an der Universität unterrichtete. Er starb 2003 in Jerusalem.

Der Religionsphilosoph und Rabbiner Emil Fackenheim gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Denker im 20. Jahrhundert. Sein 1999 erschienenes Buch „Was ist Judentum? Eine Deutung für die Gegenwart“ enthält folgende Widmung: „Dem Andenken an Adolf Goldberg, meinen Onkel. Freiwilliger im 1. Weltkrieg. Schwer verwundet und Invalide. Ermordet auf Himmlers Geheimbefehl in der Kategorie ‚schwachsinnige und verkrüppelte Häftlinge‘ am 12./13. März 1942.

Quellen

Frank Hirschinger: „Zur Ausmerzung freigegeben“. Halle und die Landesheilanstalt Altscherbitz 1933-1945, Köln u.a., 2001

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Adolf Goldberg
Eintrag zu Erna Goldberg