Von Silvia Zöller
Er wurde von den Nazis 1940 in Halle verurteilt wegen seines Glaubens. Denn Johann Hanselmann war Adventist - die evangelisch-freikirchliche Gemeinschaft lehnt damals wie heute den Kriegsdienst ab.
Um an den engagierten Christen zu erinnern, der 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet wurde, verlegte die hallesche Adventisten-Gemeinde am Samstag einen Stolperstein für Johann Hanselmann vor ihrem Gemeindehaus in der Kleinen Märkerstraße.
Dass dies an einem Samstag begangen wurde, ist kein Zufall: Bei den Adventisten ist der siebte Tag, der Samstag, der besondere Feier- und Ruhetag. Er wird wie bei den jüdischen Glaubensgemeinschaften Sabbat genannt.
Auch wenn Johann Hanselmann kein Hallenser war, so war er seit 1929 als Pastor und Vorsteher der ostdeutschen Adventisten-Vereinigung auch für Halle zuständig. Nachdem die Nationalsozialisten die Glaubensgemeinschaft 1936 als "Sekte" verboten hatten, konnte Hanselmann seine seelsorgerischen Tätigkeit aber dennoch im Untergrund weiterführen. Durch seine Arbeit als Handelsvertreter reiste er durch Deutschland und übernahm so auch nach dem Verbot Aufgaben wie Beerdigungen. Mehrfach wurde er deswegen verhaftet und wieder freigelassen - bis Hanselmann und 20 weitere Gemeindemitglieder 1940 wegen eines Gottesdienstes verhaftet wurde, den sie gefeiert hatten. Über ein ganz persönliches Erlebnis konnte der 78-jährige Vorsteher der westdeutschen Adventisten-Gemeinschaft, Friedrich Herbolsheimer, berichten: Hanselmann hatte 1939 trotz des Verbots seine Großmutter in Tübingen beerdigt.
Die Idee zu der Stolperstein-Ehrung stammt von Gemeindemitglied Dietmar Eißner. Der Hallenser beschäftigt sich mit der Geschichte der Adventisten, die in diesem Jahr das 115-jährige Bestehen in der Saalestadt feiert. Da sich auch die Ermordung von Hanselmann zum 70. Mal jährt - der die Verhaftung in Halle vorangegangen war - hat die Gemeinde dies eingebunden, so Eißner.