„Die Schlägerei hört einfach nicht auf“ – Jugendhaus Halle. Gefängnisalltag (1971-1990)
Im Rahmen von „Leipzig liest“ während der Buchmesse:
Lesung und Gespräch mit dem Autor Dr. Udo Grashoff und Zeitzeuge Ralf Steeg
Die von Dr. Udo Grashoff vorgelegte Studie zum Haftalltag im DDR-Jugendgefängnis „Jugendhaus Halle“ ist mehr als eine weitere Dokumentation von Unrecht in der DDR. Das Buch ist die erste fundierte Darstellung eines Gewaltmilieus der späten DDR. Es basiert auf den überlieferten Akten des Gefängnisses in fünf Archiven und den Erinnerungen von 20 Zeitzeugen. Und es vermittelt ein Ausmaß an Demütigungen und physischer Gewalt, das ungewöhnlich groß war.
Der ehemalige politische Häftling Ralf Steeg erinnert sich: „Jeden Abend um acht Uhr dreht sich der Schlüssel in der eisernen Tür unseres Schlafsaals. Es beginnt die Zeit, in der sich der Drill des Tages entlädt in Form von bestialischer Gewalt. Die Leiter nennen diese Methode Selbsterziehung (…). Die Herrschaftsordnung, die sich so etabliert, ist stabiler als jede Autorität von oben. In den Nächten im Jugendhaus habe ich den Glauben an den Menschen verloren.“
Gemessen am selbst gesteckten Ziel des DDR-Jugendstrafvollzugs scheiterte die „Erziehung“ im Jugendhaus Halle auf ganzer Linie. Eine mit brutaler Gewalt durchgesetzte Häftlings-Hierarchie bestimmte den Alltag der jugendlichen Inhaftierten. Dennoch gelingt es den Betroffenen heute nur selten, als Opfer der SED-Diktatur rehabilitiert und entschädigt zu werden.
Nach der Buchvorstellung durch den Autor kommt dieser mit dem Zeitzeugen Ralf Steeg ins Gespräch, der die Aufarbeitung des Jugendhauses Halle initiiert hat.
Begrüßung: Anne Kupke von Zeit-Geschichte(n) e.V. Halle
Weitere Informationen zum Jugendhaus Halle und dem vorliegenden Buch hier