IN MEMORIAM
Max Schwab
*1. März 1932 in Halle
+ 13. April 2024 in Halle

Die Trauerfeier findet am 5. Mai 2024 um 12 Uhr in der Trauerhalle der Jüdischen Gemeinde Halle, Dessauer Straße 24, 06118 Halle (Saale), statt.
Die Beisetzung findet am 5. Mai 2024 um 14 Uhr auf dem Jüdischen Friedhof, Humboldtstr. 52, in 06114 Halle (Saale), statt.
Männer werden gebeten, auf dem Jüdischen Friedhof eine Kopfbedeckung zu tragen.

Max Schwab wurde 1932 in Halle geboren. Er wuchs zusammen mit seinem Zwillingsbruder Günther (+1996) bei seinen Eltern Margarethe und Julius Schwab und seiner Tante Selma, einer Schwester des Vaters, auf. Sein Elternhaus in der Merseburger Straße 166 wurde Ende März 1945 durch Fliegerbomben zerstört. Heute befindet sich dort am Riebeckplatz 4 ein Hotelgebäude (Maritim).  Vor dem Eingang erinnern STOLPERSTEINE an Julius Schwab und Selma Appel geb. Schwab.

Max Schwabs Vater Julius betrieb in Nähe des Güterbahnhofs eine Viehhandlung. In der November-Pogromnacht 1938 wurde er, der auch Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Halle war, von der Gestapo verhaftet, in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht und am 26. Dezember 1938 mit der Auflage entlassen, Deutschland binnen eines Monats zu verlassen. Nach vergeblichen Versuchen, ein Visum für die USA zu erhalten, floh er in die Niederlande. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen wurde der 52-Jährige in das Konzentrationslager Westerbork eingewiesen, am 14. September 1942 per Bahn in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort zwischen dem 16. und 20. September 1942 mit Gas ermordet.
Als der Deportationszug auf dem Güterbahnhof Halle einen Zwischenhalt hatte, hörte ein Eisenbahner eine Stimme rufen: „Ich bin Julius Schwab. Grüßt meine Familie!“ Der Mann, der vermutlich die Viehhandlung Schwab am Bahnhof kannte, übermittelte die Botschaft an  Margarethe Schwab und die damals 10-jährigen Zwillingssöhne. Es war das letzte Lebenszeichen von Julius Schwab. Seine Schwester Selma war bereits am 1. Juni 1942 zusammen mit 154 weiteren Juden von Halle nach Sobibor bei Lublin deportiert und am 3. Juni 1942 mit Gas ermordet worden.
Die Mutter schirmte ihre Söhne mit Unterstützung Dritter weitgehend von der Außenwelt ab. Sie war in den 1930er Jahren zum Judentum konvertiert. Zum Schutz der Kinder konnte sie aber mit Hilfe einer Scheidung erreichen,  dass die Kinder von den Nationalsozialisten nur als „Halbjuden“ eingestuft wurden. Auf ihr Betreiben wurde die Scheidung 1957 annulliert.
Die Familie seines Onkels Fritz Schwab (Vater, Mutter und zwei Töchter) wurde in Auschwitz ermordet. STOLPERSTEINE für sie liegen vor dem Haus Rannische Str. 1.

Ab Ende 1938 durften Max und Günther Schwab keine öffentliche Schule mehr besuchen. Die Mutter organisierte privaten Unterricht und so konnte Max Schwab 1950 an der Thomas Müntzer-Oberschule das Abitur ablegen. Er studierte Geologie an der Martin-Luther-Universität Halle und an der Humboldt-Universität Berlin.
Als Assistent kam er zurück an die Uni in Halle und verlegte seinen Arbeitsschwerpunkt auf die Untersuchung der permo-karbonischen Sedimente in der Gegend um Halle sowie auf die stratigrafische und tektonische Entwicklung paläozoischer Schichtenfolgen im Harz. Er promovierte 1961 und habilitierte sich 1970.
1983 erhielt er die Professur für Regionale Geologie.  Ab 1978 war er zunächst kommissarischer und ab 1984 dann Leiter des Wissenschaftsbereiches Geologische Wissenschaften und des Geiseltalmuseums an der Sektion Geographie der Martin-Luther-Universität.
Nach der deutschen Wiedervereinigung war Max Schwab maßgeblich an der Neugründung des Institutes für Geologische Wissenschaften beteiligt, an dem er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 tätig war. 1991 wurde er Mitglied der Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften.

Gemeinsam mit der Orientalistin Gudrun Goeseke, dem Gymnasiallehrer Volkhard Winkelmann und der Geschäftsführerin des Vereins Zeit-Geschichte(n) Heidi Bohley bereitete Max Schwab die Verlegung von STOLPERSTEINEN in Halle vor.
Im Jahr 2003 hatte der Stadtrat beschlossen, sich dem Projekt des Künstlers Gunther Demnig anzuschließen und den Verein Zeit-Geschichte(n) mit der Umsetzung betraut. Die ersten Stolpersteine wurden vor zwanzig Jahren – am 6. Mai 2004 – verlegt.
Immer wieder war Max Schwab auch für Zeitzeugengespräche mit Schüler- und Studentengruppen und zur Teilnahme an Medienprojekten bereit.
Im Verein Zeit-Geschichte(n) werden wir uns gern und mit Dankbarkeit an seine stets freundliche Unterstützung erinnern.

 




weiterführende Informationen:

 

STOLPERSTEINE für Julius Schwab und dessen Schwester Selma Appel geb. Schwab liegen am Riebeckplatz 4, für die Familie seines Onkels Fritz Schwab (Vater, Mutter und zwei Töchter) vor dem Haus Rannische Str. 1.

Eine Erinnerung an den Juden Julis Schwab (unter Mitwirkung von Max Schwab)
Ein Film von Anja Gutmair und Romina Kempt, entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft
https://www.youtube.com/watch?v=XlvrEbXlKYM&list=PLxt_Og7CuhTYAPvq2aYLgvHPvZojaJh45&index=19

Max Schwab wirkte mit an:
Juden in Halle. Dokumentarfilm von Marlies und Andreas Splett, produziert im Auftrag des Vereins Zeit-Geschichte(n) in Kooperation und mit Unterstützung von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Landesverwaltungsamt Sachen-Anhalt und der Lotto-Toto GmbH.
DVD bestellbar unter https://www.zeit-geschichten.de/publikationen/juden-in-halle-dvd/

Mit einem Geologischen Festkolloquium ehrte das Institut für Geowissenschaften und Geographie der Martin-Luther-Universität Halle – Wittenberg Herrn Prof. Dr. Max Schwab anl. seines 80. Geburtstages. Die Laudation der Leopoldina von Jörg Hacker (Präsident) und Karl-Armin Tröger (Freiberg) siehe hier: https://opendata.uni-halle.de/bitstream/1981185920/93823/1/hjg_volume_34_514.pdf

Mitgliedschaften und Ehrungen Max Schwabs, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Schwab_(Geologe)