Shattered Crystals - Zertrümmertes Kristall
Fortschritt der Übersetzung
Halle übersetzt ein Buch
Eine Projekt des Zeit-Geschichte(n) e.V. in Zusammenarbeit mit der Autorin Eve Rosenzweig Kugler (London)
1931 wurde in der Reilstraße 18 Eve Rosenzweig Kugler geboren. Familie Kanner, ihre Familie, erlebte hier in Halle, wie Juden seit 1933 nach und nach aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und verfolgt wurden.
In der Nacht des 9. November 1938 musste die jüdische Familie mit den drei kleinen Töchtern die Durchsuchung ihrer Wohnung, die Zerstörung ihres Textilgeschäftes im Erdgeschoss und die Verhaftung des Vaters Salomon erdulden.
1939 floh die fünfköpfige Familie nach Frankreich. Alle überlebten den Krieg an verschiedenen Orten, mit wechselnden Identitäten und über lange Zeit getrennt voneinander. Eve entkam gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Ruth 1941 mit einem Kindertransport in die USA. Dort traf die Familie 1946 endlich wieder zusammen. Doch der Krieg hatte Spuren hinterlassen. Über das Geschehene wurde nicht gesprochen.
Einige Jahrzehnte später: Eve Rosenzweig Kugler arbeitete nun als Journalistin und wollte wissen, was ihrer Familie geschehen ist. Sie stellte Fragen, ihre Mutter antwortete ihr. Einmal in der Woche saßen die beiden abends bei laufendem Tonband in der Küche. Nach und nach schlossen sich weitere Familienmitglieder diesen Gesprächen an.
Aus den Erinnerungen ihrer Mutter Mia Amalie Kanner verfasste Eve Rosenzweig Kugler ein Buch: Shattered Chrystals - Zertrümmertes Kristall, benannt nach den für ihre Familie so einprägsamen Erlebnissen der „Kristallnacht“, wie sie die Nacht des 9. November 1938 bis heute nennt.
Das Buch ist nie in Deutschland erschienen, aber in englischer Fassung auf der Internetseite der Autorin abrufbar.
Der Zeit-Geschichte(n) Verein hatte Eve Rosenzweig Kugler 2022 nach Halle zur Stolpersteinverlegung für ihre Familie eingeladen (-> STOLPERSTEINE Reilstraße 18). Es war das erste und bislang einzige Mal, dass sie, die als Zeitzeugin in vielen Ländern gesprochen hat, eine Einladung aus Deutschland erhielt. Wer teilgenommen hat, war sehr bewegt vom Auftritt der heute 92jährigen Dame aus London.
Für den Zeit-Geschichte(n) Verein stand schnell fest, dass das Buch von Eve Rosenzweig Kugler ins Deutsche übertragen werden muss, damit jeder selbst nachlesen kann, was Menschen aus unserer Mitte widerfahren ist. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, öffentliche Förderung für eine professionelle Übersetzung zu erhalten, musste ein anderer Weg gefunden werden.
Hierfür benötigt der Verein viele freiwillige Helfer:
Das Buch soll innerhalb der nächsten zwei Jahre, vielleicht gelingt es auch schneller, als ein gemeinsames Projekt hallescher Bürger übersetzt werden. Gleich ob eine Seite oder ein Kapitel, jede Hilfe ist willkommen. Insbesondere angesprochen sind Schulklassen der Oberstufe, aber auch Einzelpersonen sind eingeladen, sich zu beteiligen.
Lektoren werden die Übersetzungen vor der Veröffentlichung noch einmal prüfen und vereinheitlichen.
Viele Menschen haben gerade in diesen Tagen den Wunsch, selbst aktiv etwas zu tun, dazu beizutragen, dass "Nie wieder" keine leere Worthülle bleibt. Die Teilnahme an diesem Projekt ist eine Möglichkeit, ein Zeichen an Überlebende des Holocausts und ihre Familien zu senden, dass ihre Erfahrungen nicht vergessen sind.
Das Übersetzungsprojekt startet im November 2023.
Bitte melden Sie sich bei uns telefonisch unter 0345-2036040 oder per E-Mail an Juliane Bischoff: mittendrin@zeit-geschichten.de , wenn Sie dazu beitragen wollen oder Fragen haben.
Schulklassen und anderen Gruppen bieten wie einen Besuch mit multimedialem Vortrag und Gespräch zur Geschichte der Familie Kanner an, der möglichst vor der Übersetzungsarbeit stattfinden sollte.
Der Fortschritt der Übersetzung kann in Kürze hier an dieser Stelle mitverfolgt werden.