Beesener Straße 241

Der Textilwarenhändler Sally Wolff kam am 28. April 1872 in dem kleinen westpreußischen Dorf Leben/ Mlewo in der Nähe von Danzig zur Welt. Seine Frau, die Schneiderin Paula geborene Lewin, wurde am 3. Januar 1873 in Könnern/Saalekreis geboren.

Das Ehepaar bekam zwei Kinder: Heinz (*1903 in Sangerhausen) und Ruth Rosalie (*1910 in Thale).
In Sangerhausen führten sie das Textiliengeschäft „Paula Lewin“. Später wohnten sie in Halle und betrieben ein Geschäft für Manufaktur-, Weiß- und Wollwaren im Steinweg. Nach dem Erlass der nationalsozialistischen „Rassengesetze“ mussten Sally und Paula Wolff ihre Wohnung in der Beesener Straße 241 verlassen und anfangs in das sogenannte „Judenhaus“ Am Steintor 18 ziehen, bis sie in das vorgebliche „Altersheim“ Boelckestraße 24 (heute Dessauer Straße) umgesiedelt wurden − in Wahrheit ein Sammellager zur Vorbereitung der Deportationen.

Am 20. September 1942, einem Schabbat, dem rituellen Ruhetag der Juden, wurde das Ehepaar Wolff in einem Zug der Deutschen Reichsbahn von Leipzig nach Theresienstadt gebracht. Zwischen Ankündigung der Deportation und Abreise lagen nur vier Tage, in denen sich mehrere der 79 von der Deportation betroffenen Juden noch in Halle das Leben nahmen.
Der 70-jährige Sally Wolff starb bereits vier Wochen nach der Ankunft im „Ghetto” am 19. Oktober 1942. Paula Wolff starb 28. März 1943 im Alter von 70 Jahren.
Sohn Heinz und dessen Ehefrau Erna geb. Philipsen flüchteten 1939 in die USA.
Auch Ernas Sohn aus erster Ehe, Ernst Hugo Weil, konnte ein Jahr zuvor in die USA auswandern. Tochter Ruth Rosalie floh gemeinsam mit ihrem Mann nach England.