Bernhardystraße 56


Hier wohnte die Familie Leopold, Olga geb. Gundersheimer und Ilselotte Nußbaum

Olga Nußbaum wurde am 19. März 1899 als viertes von sieben Kindern der Kaufmannsfamilie Gundersheimer in München geboren. Sie besuchte die Kaufmännische Handelsschule, arbeitete als Schneiderin und später als Kontoristin. 1922 heiratete sie den Kaufmann Leopold Nußbaum, der am 19. Mai 1897 in Jeßnitz (Anhalt) das Licht der Welt erblickt hatte. Gemeinsam zog das Ehepaar nach Halle, bezog eine Wohnung im Haus Bernhardystraße 56 und gründete dort eine Friseurartikel-Großhandlung. Am 21. September 1927 kam in Halle die gemeinsame Tochter Ilse Liselotte, genannt Ilselotte, zur Welt. Leopold Nußbaum wurde im Zuge der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ am 25. April 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Knapp einen Monat später wurde von dort gemeldet, dass der 40-Jährige „am 13. Mai 1938 im Revier verstorben“ sei. Als offizielle Todesursache war allgemeine Herzerweiterung angegeben worden.

Nach Erhalt der Todesnachricht flüchtete Olga Nußbaum mit ihrer 10-jährigen Tochter zu ihren Eltern nach München. Aber auch dort gab es keine Sicherheit mehr. Im Januar 1941 wurden beide in einem Münchener Sammellager interniert. Von Ilselotte ist noch bekannt, dass die 14-Jährige im Mai 1942 zur Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof eingesetzt war. Am 13. März 1943 wurden Mutter und Tochter nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Zum Gedenken an Olga und Ilselotte Nußbaum wurde auf dem Grabstein von Olgas Vater, Moses Gundersheimer (1865-1939), auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München eine Inschrift hinzugefügt.

Quellen

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)

Eintrag zu Leopold Nußbaum
Eintrag zu Olga Nußbaum
Eintrag zu Ilselotte Nußbaum