Krausenstraße 10


Hier wohnten Rosa Stempel geb. Cerf und ihre Kinder Charlotte und Siegfried Stempel

Rosa Cerf wurde am 12. Dezember 1867 in Aken an der Elbe geboren. Mit 20 Jahren heiratete sie den zehn Jahre älteren Hermann Stempel (*15.12.1857 in Burg). 1888 kam Sohn Siegfried zur Welt, Tochter Charlotte wurde 1894 geboren. Zwei weitere Kinder, Walther (*1891) und Hilde (*1893), starben im ersten Lebensjahr. 1916 starb Ehemann Hermann Stempel.

Sohn Siegfried heiratete 1925 die 13 Jahre ältere Ida Elisa Schütz. Die Ehe wurde 1939 aufgelöst. Den Kaufmann Siegfried Stempel muss man sich wohl als einen Menschen vorstellen, der nicht leicht einzuschüchtern war. Davon zeugen zwei Verurteilungen: 1938 „wegen groben Unfugs“ und 1940 „wegen täuschender Reklame“. Einmal soll er (vermutlich spöttisch) einen Nichtjuden mit „Heil Hitler“ gegrüßt haben, was Juden nicht zustand.

Siegfried Stempel wurde am 4. April 1938 verhaftet, in das Konzentrationslager Dachau gebracht und ab 23. September 1938 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert, wo er am 18. September 1940 im Alter von 52 Jahren starb.Die Urne wurde der Mutter per Post zugestellt und auf dem Jüdischen Friedhof beigesetzt. Heute kennzeichnet eine Gedenktafel die dortige „Urnenruhestätte jüdischer KZ-Opfer“. 1942 endete diese Praxis.

Schwester Charlotte, beruflich als Kontoristin tätig, gelang im Mai 1939 die Flucht nach Shanghai, aber schon am 1. August 1940 nahm sich die 45-Jährige dort das Leben.

Rosa Stempel wurde, nach Aufenthalten im „Judenhaus“ in der Hindenburgstraße 34 (heute Magdeburger Straße 7) und dem „Altersheim“ genannten Sammellager auf dem Jüdischen Friedhof Boelckestraße 24 (heute Dessauer Straße), am 20. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo die 74-Jährige am 8. Oktober 1942, verstarb.

Weitere Informationen

Das Leben in der Boelckestraße 24 – Auf den Spuren von Isidor und Frieda Hirsch
Ein Film von Inga Dauter, Doreen Hoyer und Elisabeth Schinner (2014, 13 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2014
Shanghai – Zuflucht und Wartesaal. Hallesche Juden im Exil.
Ein Film von Fabian Lamster, Stefan Michel, Marie Schultz (2017, 30 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2017

Quellen

Shanghaier Ghetto bei Wikipedia (eingesehen 31.10.2015)
Zolnay, Robert: Shanghai, Zuflucht der Juden (In: Zeit-Online, 1.2.2012)
Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke


Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Charlotte Stempel
Eintrag zu Rosa Stempel
Eintrag zu Siegfried Stempel
Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer des nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945)
Eintrag zu Rosa Stempel
Eintrag zu Siegfried Stempel