Mühlweg 55


(ehemals Am Kirchtor 14)

Hier wohnten Rosa Cohn und Adolf Friedländer

Rosa Cohn wurde am 29. Mai 1870 als Kind jüdischer Eltern in Halle geboren. Vor ihrem Ruhestand war sie als Konrektorin (stellvertretende Schuldirektorin) tätig. Die evangelisch getaufte Christin gehörte zur halleschen Laurentiusgemeinde. Anlässlich eines Aufenthaltes im Diakonissenkrankenhaus wurde sie aufgefordert, den gelben Stern „auf der linken Brustseite des Nachthemds aufgenäht“ zu tragen, so überliefert es ein Brief vom 25.9.1941, der im Archiv der Jüdischen Gemeinde erhalten blieb. Von den Nationalsozialisten als „Jüdin“ angesehen, musste Rosa Cohn im September 1941 ihre Wohnung am Kirchtor 14 verlassen und in das als „Altersheim“ getarnte Sammellager auf dem Gelände des Jüdischen Friedhofs in der Dessauer Straße 24 (damals Boelckestraße) ziehen, von wo die 73-Jährige am 18. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde. Dort starb sie zwei Monate später am 14. August 1943. In den Akten der Laurentiusgemeinde findet sich der lakonische Vermerk „nach Osten verzogen“.

Der Kaufmann Adolf Friedländer wurde am 27. September 1877 in Halle geboren. Während des Novemberpogroms 1938 wurde er in ein Konzentrationslager gebracht und dort so misshandelt, dass er auf einem Auge erblindete. Im März 1939 flüchtete er nach Shanghai, wo er am 24. Dezember 1943 starb.

Weitere Informationen

Das Leben in der Boelckestraße 24 – Auf den Spuren von Isidor und Frieda Hirsch
Ein Film von Inga Dauter, Doreen Hoyer und Elisabeth Schinner (2014, 13 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2014
Shanghai – Zuflucht und Wartesaal. Hallesche Juden im Exil.
Ein Film von Fabian Lamster, Stefan Michel, Marie Schultz (2017, 30 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2017

Quellen

Archiv der Evangelischen Laurentiusgemeinde Halle
Liegenschaftsamt Halle
Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Rosa Cohn
Eintrag zu Adolf Friedländer