Universitätsring 19/20


Hier wohnte Cuno Helft

Cuno Helft, der am 18. Oktober 1853 in Bleicherode geboren wurde, lebte mit seiner Frau Ida geb. Elsberg, verwitwete Brummer (*1872 in Iserlohn) in seinem Haus am Universitätsring 19/20. Auch Idas Söhne aus erster Ehe Hans (*1895) und Gerhard (*1900), die Cuno Helft adoptierte, wohnten hier mit ihnen. Mit der Hochzeit des Ehepaares 1908 wurde Ida Helfts Teilhaberschaft am Kaufhaus „Brummer & Benjamin” gestrichen und stattdessen der Kaufmann Cuno Helft als Teilhaber eingeschrieben. Das Geschäft befand sich in der Großen Ulrichstraße 22-25. Eine Filiale am Rannischen Platz sowie eine Zweigniederlassung im „Kaufhaus Michel” am Marktplatz 18 gehörten ebenfalls zum Geschäft.

Am 16. September 1935 starb Ida Helft. Kurz darauf, am 30. September 1935, wurde der Verkauf des Wohnhauses am Universitätsring 19/20 an Dr. med. Ernst Sack notariell beglaubigt. Ein Jahr später wurde die Firma „Brummer & Benjamin” enteignet. Der Besitz ging an die „arische“ Firma „Eichenauer & Co.” Cuno Helft bezog eine Wohnung im Mühlweg 21, bis er auf Anweisung der Gestapo seine Wohnung verlassen und in ein so genanntes „Judenhaus“ übersiedeln musste — erst in die Händelstraße 26, später in die Forsterstraße 13.

1939 zog die Witwe Lucie, geschiedene Stern geb. Heinemann, zu Cuno Helft (→Albert- Schweitzer-Straße 54). Wie viele andere ältere Alleinstehende heirateten auch Cuno Helft und Lucie Stern kurz vor der drohenden Deportation. Am 1. Juni 1942 wurden der 68-jährige Cuno und die 45-jährige Lucie Helft gemeinsam mit 153 weiteren Juden von Halle nach Sobibor bei Lublin deportiert und dort am 3. Juni 1942 mit Gas ermordet.

Ida Helfts Sohn Gerhard flüchtete 1937 nach Argentinien, Sohn Hans emigrierte 1939 nach Chile.

Weitere Informationen

Die Drei Schwestern – Eine Familie, dasselbe Schicksal
Ein Film von Ulrike Kuhrt, Steffen Wrede und Christin Pomplitz (2020, 11 Min)
Entstanden im Rahmen des Projekts „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ des Masterstudiengangs MultiMedia & Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2020

Quellen

Stadtarchiv Halle (Saale), Nachlass Gudrun Goeseke

Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle (Hrsg.): Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle. 3. Auflage (2008)
Eintrag zu Cuno Helft